Digitalisierung in Praxen – KBV zieht Bilanz
Inwieweit ist die Digitalisierung in den Praxen vorangeschritten? Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat Bilanz gezogen. Wir stellen Ihnen die Ergebnisse vor.
Mit dem »PraxisBarometer Digitalisierung« liefert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zum fünften Mal einen Überblick über den Stand der digitalen Anwendungen. Dabei wurden 2.500 Arzt- und Psychotherapiepraxen befragt. Die Ergebnisse zeigten in 2021 gegenüber den Vorjahren eine pessimistischere Einschätzung zum Digitalisierungsfortschritt, 2022 bessert sich nun die Stimmung etwas und so sieht es im Detail aus.
Digitalisierungsprozess in Praxen: Papier auf dem langsamen Rückzug
Mehr als 80 Prozent der Praxen haben die Patientendokumentation digitalisiert. Deutlich weniger – je nach Praxisart nur 30 bis 50 Prozent - nutzen für den Arztbrief digitale Kommunikationswege.
Für Patienten haben zwei Drittel der Praxen digitale Angebote. Dazu gehören Videosprechstunden, Online Rezeptbestellung sowie Online-Terminvereinbarung.
Bei den Online-Gesprächen sind vor allem Praxen mit »sprechender Medizin« wie Psychotherapeuten stark vertreten. Für Diagnostik und Indikationsstellung wird dieser Kanal naturgemäß als suboptimal bewertet. Online-Terminvergabe bieten 30 bis 40 Prozent der Facharztpraxen an.
Große fachärztlich ausgerichtete Praxen stehen generell der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber beziehungsweise haben selber einen Digitalisierungsvorsprung.
Die Bewertung digitaler Anwendungen ist durchwachsen und geprägt durch die Anlaufschwierigkeiten der Telematik-Infrastruktur. Neutral bis negativ sind die Erfahrungen bezüglich Versorgungsqualität und Zeitaufwand. Große Praxen sowie jüngere Ärzte melden etwas positivere Erfahrungen.
Der KIM-Dienst (Kommunikation im Medizinwesen) ermöglicht einen Austausch von Medizindaten zwischen den behandelnden Praxen. Den größten Nutzen sehen die Praxen in der digitalen Übertragung von Arztbriefen und Befunddaten. Mit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) haben sich fast alle Praxen im Jahr 2022 registriert.
Die mangelnde Praxistauglichkeit wird als Hauptgrund gegen die Verwendung angeführt. Beim elektronischen Rezept sind es die technischen Probleme und die mangelnde Akzeptanz der Patienten.
Seltener als zwischen Praxen (35 Prozent) wird KIM für den Dialog zwischen Klinik und niedergelassenen Ärzten (17 Prozent) genutzt. Der Trend geht aber steil bergauf, 2018 bis 2020 waren es nur 5 Prozent. Potenzial bieten vor allem Entlassbriefe und Behandlungsverläufe.
Es ist viel Luft nach oben in der Digitalisierung im Praxisbetrieb. Die KBV-Untersuchung dokumentiert Zögerlichkeit und eine große Skepsis der Ärzte gegenüber den digitalen Medien. Dabei sind die Erfahrungen mit den Systemen noch nicht positiv genug, um auf zukünftige Zeit- oder Qualitätsverbesserungen zu hoffen.
- Dr. Jutta Degenhardt
Apothekerin
Leiterin der Abteilung BetriebswirtschaftTelefon: 0511 83390 -347Fax: 0511 83390 -343
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