Verkauf/Nachfolge – Mein Lebenswerk in guten Händen
Apothekennachfolge in der Familie – ein Fallbeispiel aus der Beratungspraxis
Eine Apothekenübergabe innerhalb der Familie ist eine komplexe Angelegenheit. Doch wie läuft dieser Prozess ab? Wir stellen Ihnen ein Fallbeispiel aus unserer Beratungspraxis vor.
Bei der Apothekenübergabe an die nächste Generation gibt es viele Aspekte zu beachten. Neben betriebswirtschaftlichen Aspekten und Fragen der Wertfindung spielen erbrechtliche Überlegungen eine Rolle. Zudem sollte sich die abgebende Generation mit der eigenen Altersversorgung befassen. Nicht zuletzt streben die Beteiligten selbstverständlich eine steuerliche Optimierung an. Dies alles gilt es, unter einen Hut zu bringen. Wie dies gelingen kann, möchten wir an einem Fallbeispiel aus unserer Beratungspraxis schildern.
Apothekenübergabe vom Vater an die Tochter
Um zu verdeutlichen, wie eine Apothekenübergabe in der Praxis wirklich stattfindet, wurde ein Realbeispiel gewählt. Die persönlichen Daten der betreffenden Personen wurden anonymisiert, um die Privatsphäre der beteiligten Personen zu schützen.
Die Ausgangssituation ist wie folgt. Vater und Mutter, beide 70 Jahre alt und beide Apotheker, führen eine Apotheke, wobei der Vater der Inhaber ist. Sie haben insgesamt drei Kinder. Eine Tochter ist selbst Apothekerin, arbeitet seit zwei Jahren im Betrieb und soll diesen übernehmen.
Die Apotheke wird in gemieteten Räumen betrieben. Allerdings ist umfangreiches weiteres Vermögen vorhanden, unter anderem in Form von Immobilien, aber auch Kapitalvermögen.
Die ersten Schritte auf dem Weg zur Übergabe
Zunächst einmal wurde mit den Eltern ein Erstgespräch für eine Bestandsaufnahme vereinbart, indem im Anschluss eine konkrete Auftragserklärung folgte.
Zudem wurde in diesem Termin das Ziel formuliert, dass die Eltern gerne eine möglichst steuerfreie Gestaltung der Übergabe der Apotheke hätten.
Nach dem Erstgespräch wurde vereinbart, dass zunächst eine Wertermittlung der Apotheke vorgenommen wird, da diese ein wichtiges Fundament für alle weiteren Überlegungen darstellt.
In einem zweiten Gespräch wurde die Wertermittlung präsentiert und ausführlich besprochen, da sich erfahrungsgemäß im Dialog mit den Mandanten noch wichtige Erkenntnisse, die für die Wertermittlung von Bedeutung sind, ergeben. An diesem Termin haben nur die Eltern teilgenommen, da sie sich zunächst für sich über den Apothekenwert und dessen Bedeutung klar werden wollten.
Zudem wurden in diesem Gespräch sämtliche Möglichkeiten der intrafamiliären Apothekennachfolge vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
Dabei wurde schnell deutlich, dass die Eltern eine endgültige Lösung anstreben. Damit blieben für weitere Überlegungen die Möglichkeit eines Verkaufs wie unter fremden Dritten sowie die vorweggenommene Erbfolge.
Jede dieser Varianten bietet einen anderen Nutzen, aber auch unterschiedliche Schwierigkeiten. Der Vorteil des Verkaufs ist, dass gegenüber den anderen Geschwistern keine erbrechtlichen Ausgleichsüberlegungen anzustellen sind. Wohingegen der Vorteil der vorweggenommenen Erbfolge wiederum ist, dass sie steueroptimiert gestaltet werden kann.
Die Herausforderung in unserem Praxisfall lag unter anderem darin, dass der Apothekenwert und damit ein Finanzierungsvolumen bei einem Verkauf sehr hoch ist. Bei einer Schenkung stellt sich jedoch die Frage nach dem erbrechtlichen Ausgleich gegenüber den Geschwistern.
Konkretisierung der Überlegungen der Familie
Das dritte Gespräch fand dann zusammen mit der Tochter statt. Die Eltern haben zwischenzeitlich für sich festgestellt, dass sie eine vorweggenommene Erbfolge favorisieren würden. Sie fragen sich jedoch, wie dann ein erbrechtlicher Ausgleich gegenüber den Geschwistern gelingen kann. Da die vorweggenommene Erbfolge nicht nur als reine Schenkung, sondern auch mit Gegenleistungen erfolgen kann, wurde über die verschiedenen Untervarianten der vorweggenommenen Erbfolge gesprochen. Insbesondere die Zahlung einer Versorgungsleistung schien für die Eltern interessant zu sein. Zudem kann bei dieser Variante zum Beispiel auch eine Abstandszahlung in Höhe des Warenlagers vereinbart werden, denn diese kann steuerfrei gezahlt werden. Auch über den Warenlagerwert hinaus gibt es noch steuerfreie Möglichkeiten einer Abstandszahlung. In welcher Höhe dies möglich ist, hängt von der individuellen Bilanzstruktur des Abgebes ab.
Für die Tochter war es wichtig, dass sie für eine Finanzierung nicht zur Bank muss. Hier haben wir die Möglichkeit des Verkaufs mit Familiendarlehen angesprochen. Gegenüber einer Versorgungsleistungslösung hat dies den Vorteil, dass es eine zeitliche Begrenzung der Rückzahlung gibt. Eine Versorgungsleistung muss vertraglich als lebenslange Zahlung ausgestaltet sein, damit die Übergabe steuerneutral erfolgen kann. Dies wird von vielen Familien als nachteilig angesehen.
Konkrete Berechnungen als Entscheidungsgrundlage
Der nächste Schritt für uns als Treuhand Hannover war es nun, die beiden Möglichkeiten »Verkauf gegen Angehörigendarlehen« und »vorweggenommene Erbfolge gegen Abstandszahlung und Versorgungsleistung« rechnerisch aufzubereiten. Im Anschluss präsentierten wir in einer Videokonferenz, was bei der jeweiligen Variante »netto« nach Steuern, Beiträgen zum Versorgungswerk und Versorgungsleistung beziehungsweise Tilgungsbeträgen für ein Darlehen für die Tochter verbleiben würde. Aber auch für die Eltern wurden Berechnungen erstellt, um Antworten auf Fragen, wie »Welche Steuer entsteht bei einem Verkauf?« und »Wie hoch ist die Steuer auf die Versorgungsleistung?« zu haben.
Die Zahlen bieten eine gute Entscheidungsgrundlage. Gleichzeitig müssen natürlich die faktischen Vor- sowie Nachteile der einzelnen Varianten abgewägt und mit den persönlichen Überlegungen der Beteiligten abgeglichen werden.
Was denken Sie, für welche Variante hat sich die Familie am Ende entschieden?
Nach den zahlreichen Gesprächen, den Darstellungen der harten Zahlen sowie zu bedenkenden persönlichen Überlegungen, hat sich die Familie für einen Verkauf mit einem Familiendarlehen entschieden. Da der Vater seiner Tochter zum Start in die Selbstständigkeit nicht zu viele Schulden aufbürden wollte, wurde die Apotheke zu einem Wert leicht unterhalb des ermittelten Ertragswerts verkauft. Dennoch lag der Kaufpreis innerhalb der marktüblichen Spananbreite.
Sie haben auch Interesse an einer Apothekenübergabe innerhalb der Familie, an einem Apothekenverkauf oder-kauf? Kontaktieren Sie uns gerne.